15. Februar 2023

Die letzten drei Jahre waren ein Test, ob Sie die passende Anlagestrategie verfolgen

Erinnern Sie sich einmal drei Jahre zurück, an den Jahreswechsel 2019/2020. Der Wirtschaftsmotor brummte, Inflation, Zinsen und Arbeitslosigkeit hatten historische Tiefststände erreicht, während weltweite Aktienindizes auf Höchstständen notierten.

Wie ging es weiter?

  • Der Ausbruch und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie bringen das öffentliche Leben und die Wirtschaft kurz vor den Stillstand. Der DAX verliert über ein Drittel seines Kurswertes in wenigen Tagen.
  • Zahlreiche staatliche Rettungs- und Hilfsprogramme werden verabschiedet. Allein das Corona Hilfsprogramm der USA beläuft sich auf 1,9 Billionen US-Dollar.
  • Die Zentralbanken verfolgen eine expansive Geldpolitik. Die Umlaufrendite 10-Jähriger Staatsanleihen liegt dauerhaft bei ca. -0,5 Prozent. Auf Bankeinlagen werden Strafzinsen erhoben.
  • Die Gesellschaft als auch die Wirtschaft beginnt getrieben durch die Impfstoffentwicklung und die Anpassung der Arbeitsroutinen mit der Pandemie zu leben. Die Märkte setzten zur Rallye an. Viele Indizes haben ihre unterjährigen Verluste zum Jahresende aufgeholt.
  • Technologieaktien, allen voran die FAANG-Aktien aus den USA, steigen und steigen. Auch andere risikoreiche Anlagen, wie Kryptowährungen und private Unternehmensbeteiligungen, vervielfachen sich.
  • Die steigende Nachfrage aufgrund der expansiven Geld- und Fiskalpolitik sowie der Wiedereröffnung der Wirtschaft stößt auf eine geschwächte Angebotsseite (Lieferketten, etc.). Preise für Güter und Dienstleistungen verteuern sich.
  • Mit seinem Angriff auf die Ukraine löste Russland eine humanitäre Krise aus und verschärft geopolitische Unsicherheiten. Energie und Rohstoffe verteuern sich extrem. Die Inflation in Deutschland steigt auf den höchsten Stand seit 40 Jahren.
  • Die Zentralbanken reißen das Steuer herum. Die Zinsen steigen im Rekordtempo. Die Umlaufrendite 10-jähriger Staatsanleihen steigt auf 2,5 Prozent. Eine Versechsfachung.
  • Durch den raschen Zinsanstieg erleben wir eine historische Korrektur am Anleihemarkt. Risikoreiche Investments (Technologieaktien, Kryptowährungen etc.) verlieren oftmals mehr als die Hälfte ihres Wertes während fast schon vergessene Substanzaktien (Value) wieder zulegen.

Niemand hat diese extremen Entwicklungen – die nur einen marginalen Bruchteil der vielschichtigen Ereignisse der letzten Jahre repräsentieren – vorhersagen können.

Wenn Sie als Anleger*in allerdings mit der magischen Kraft der Zukunftsprognose ausgestattet gewesen, hätten Sie 2019 Ihr Geld in Aktien investiert?

Unwahrscheinlich.

Sie werden erstaunt sein über die Tatsache, dass der US-amerikanische Index S&P 500 während der letzten drei Jahre über 25 Prozent gewonnen hat.1 Das entspricht einer jährlichen Rendite von über 8 Prozent. Auch europäische Aktien (Euro STOXX) haben über 5 Prozent pro Jahr zulegen können.2 Ein weltweites Aktienportfolio aus Industrieländern, z.B. der MSCI World, liegt damit über die letzten drei Jahre doch ziemlich nah an der langfristigen Durchschnittsrendite der Aktienmärkte im letzten Jahrhundert.

Diese Tatsachen mögen Sie selbst heute überraschen – die Schlagzeilen der letzten Jahre noch in guter Erinnerung.

„Gute Anlagestrategien entstehen in guten Zeiten – nicht in Krisen!„

Ich hoffe dieses kleine Gedankenexperiment führt Sie zu dem Schluss, dass die Kapitalmärkte ihre Aufgabe, Risiko angemessen zu bepreisen, gut erfüllen. Denn die diversen Börsenkrisen der letzten Jahre verheißen nichts anderes, als dass Investoren höhere künftige Renditen erwarteten, um ein Wertpapier zu kaufen. Als dann neue Informationen verfügbar wurden, beispielweise über die Entwicklung eines Impfstoffes oder die Verlangsamung der Inflationsdynamik, passten die Märkte ihre Erwartungen erneut an.

In diesen dynamischen Umgebungen kommt es zu großen Kursausschlägen – nach oben und nach unten. Diese hohe Volatilität war in gewisser Maßen ein Test für Sie als Anleger*in, der Sie vor zwei Fragen stellt:

  1. Haben Sie eine Anlagestrategie, die Sie befolgen?
  2. Haben Sie diese Anlagestrategie in den letzten drei Jahren auch durchgehalten?

Denken Sie einen Moment darüber nach, ob und wie Sie in diesen Extremsituationen gehandelt haben. Waren diese Entscheidungen richtig? Wenn nein, warum nicht?

Falls Sie die erste Frage nicht mit einem klaren „Ja“ beantworten können, sollten Sie aktiv werden. Gute Anlagestrategien entstehen in guten Zeiten – nicht in Krisen! Gerade in den letzten Jahren war die richtige Mischung von Anlagen (Asset Allokation) ausschlaggebend für den Erfolg. Waren Portfolios hinsichtlich Anlageklassen, Regionen oder Anlagestilen zu einseitig aufgestellt, hat das die Schwankungen im Depot stark erhöht.

Doch auch die beste Strategie nützt nichts, wenn Sie sich in schwierigen Zeiten nicht an diese halten können. Ein für Sie passendes Portfolio zeichnet sich dadurch aus, dass Sie in Phasen von emotionalem Stress oder hoher Unsicherheit an Ihrer Strategie festhalten können. Denn menschliche Denk- und Entscheidungsprozesse sind eigentlich immer von psychologischen Faktoren und Heuristiken geprägt, die uns zu irrationalem Verhalten verleiten. Ausschlaggebend, wie stressfrei Sie mit Ihrem Portfolio durch eine Krise steuern ist in erster Linie die Aktienquote. Je höher der Anteil der Aktien am Gesamtdepot, desto höher sind die beunruhigenden Schwankungen im Depot. Wenn Sie nicht sicher sind, welche Portfoliozusammensetzung zu Ihren Risikopräferenzen passt, sprechen Sie mit einem Anlageberater.

Zu Beginn des Jahres 2023 sollten wir die richtigen Lehren aus den letzten drei Jahren ziehen. Denn eines ist sicher: Die nächsten Jahre sind so ungewiss wie die Zurückliegenden. Stellen Sie einen Plan auf, an den Sie sich auch während kurzfristiger Marktschwankungen halten können, und setzen Sie diesen Plan um. So profitieren Sie langfristig von der Anpassungsfähigkeit der Märkte an eine sich ständig ändernde Umwelt.

Fabian Wunderle, Februar 2023

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