Sind steigende Zinsen schlecht für Aktien?

Steigende Zinsen – schlecht für Aktien?

Spätestens mit Beginn dieses Jahres sehen sich Notenbanken wegen der hohen Inflationsraten gezwungen, die Leitzinsen kräftig anzuheben und die Wirtschaftsakteure vom günstigen Geld zu entwöhnen. Der verschollen geglaubte Zins ist zurück.

Geben die geänderten Rahmenbedingungen nun Anlass zur Sorge? Der Niedrigzins hatte den Kursen an den Aktienmärkten schließlich jahrelang Rückendwind gegeben.

Es stimmt, für Aktien und Anleihen sind steigende Zinsen per se zunächst einmal weniger gute Nachrichten. Erstere bekommen wieder Konkurrenz von schwankungsärmeren Anlagen, letztere von neuen bzw. höher verzinsten Anleihen. Wieso sollen Investoren ihre Gelder in risikoreichere Anlagen stecken, wenn es nun wieder 1-2 Prozent auf qualitativ hochwertige Staatsanleihen oder gar auf dem Konto gibt?

Was die Börsen zudem belastet: Steigen die Zinsen wird es auch für die Unternehmen teurer, nötige Kredite in Anspruch zu nehmen. Und letztendlich kaufen auch Endkunden weniger auf Kredit. Eine geringere Konsumlaune bei höheren Finanzierungskosten kann die Gewinne der Unternehmen belasten.

Welche Unternehmen sind besonders betroffen?

Nach Jahren der Kursgewinne, leiden insbesondere Wachstumsunternehmen, deren Gewinnerwartung in der Zukunft liegt. Wieso auch schwankungsreiche Aktien kaufen, wenn es heute Zinsen auf risikoärmere Anlagen gibt?

Zudem, Wachstum kostet Geld und erfordert zumeist Kredite die immer teurer werden und auch irgendwann zurückgezahlt werden müssen. Das trifft kleine Unternehmen noch mehr als die Großen.

Wir erinnern uns: Gerade Wachstumswerte aus dem Technologiesektor waren die absoluten Gewinner der Corona-Pandemie. Wer vor Corona noch kein Netflixabo hatte, hat es während der Pandemie abgeschlossen. Auch Online-Einkaufsdienste wie Amazon konnten bekannterweise enorm von Lockdown und Kontaktbeschränkungen profitieren.

Sektorrotation – die Gewinner wechseln sich ab!

Richtig, die aktuellen Herausforderungen – allen voran die Zinswende – führen zu Veränderungen, diese müssen aber nicht unbedingt nur schlecht sein. So sind gerade die eben erwähnten und unter Druck geratenen Wachstumswerte aktuell wieder günstig zu haben. Eine gute Möglichkeit für Einstieg oder Zukauf, denn dort liegt bekanntlich der Gewinn!

Es gibt zudem auch Branchen, die von der aktuellen Situation sogar profitieren können. Nehmen wir zum Beispiel Aktien aus weniger zyklischen Branchen wie dem Lebensmittelsektor. Hier können vor allem Markenhersteller punkten, die die steigenden Kosten ohne viele Einbußen auf die Lebensmittelpreise übersetzen können.

Dieses Jahr beweist, dass Anleger belohnt werden, die auch an lukrativen und stabilen Geschäftsmodellen, die über eine lange Zeit Profitabilität bewiesen haben, festgehalten haben und sich nicht ausschließlich auf die lange Zeit florierenden Wachstumswerte fokussiert haben.

Die Mischung machts –von Anfang bis Ende und durch alle Marktphasen hindurch. Mit dem Market-Timing tun sich nämlich auch die Profis schwer. Anleger sollten Ihr Portfolio breit und klug aufstellen. So erhält man gerade in hoch inflationären Zeiten Zweierlei: Optimalen Vermögensschutz und die Chance auf reale Rendite!

Reale Renditen – auf dem Festgeld derzeit nicht möglich

Fassen wir noch einmal zusammen: Steigende Zinsen hören sich für klassische Sparer erst einmal gut an. Schließlich gibt es wieder (mehr) Zinsen für weniger Risiko. Gelder auf dem sicheren Festgeldkonto zu parken scheint also wieder eine Option. Achtung jedoch: Nach Abzug der Inflation bleibt real bei Festgeldanlagen aktuell nichts übrig. Wer eine real positive Rendite will, muss also noch immer mehr Kursschwankungen eingehen. Selbst die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen reichen bei weitem nicht, um die Kaufkraftverluste durch die hohe Inflation auszugleichen. An den Aktienmärkten führt da also kein Weg vorbei.

Die Börsen waren schon immer Unsicher

Richtig ist, das aktuelle Börsenjahr ist für Anleger ein Wechselbad der Gefühle.

Die bekannten Belastungsfaktoren um Zinsanstieg und Inflation drückten die weltweiten Indizes bis ca. Ende Juni deutlich ins Minus. Seither klettern die meisten Kurse jedoch auch wieder rasant nach oben! So ist der DAX per 16.08. auf 1-Monats-Sicht mit 8,33% im Plus, der S&P 500 sogar mit fast 11%! Das wird sich nicht ungebremst so weiter gehen, 2022 bleibt volatil – nach oben wie nach unten. Doch darum geht es nicht.

Folgendes bleibt unverändert – und schont des Langfristanlegers Nerven

Krisen korrigieren Kurse, bieten Chancen und sortieren Verlierer aus. So war es und so wird es immer sein. Auch wenn die Zeiten sich ändern, gute Unternehmen zu niedrigen Bewertungen bleiben auch zukünftig die beste Anlage und ein breit gestreutes Portfolio der beste Vermögensschutz.

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