Vielleicht kennen Sie es aus der eigenen Familie oder dem Freundeskreis: Man kommt kurzerhand auf das Thema Geldanlage zu sprechen. Das Gegenüber erzählt begeistert vom letzten Aktien-Investment, welches den Einsatz verdoppelt hat. Der Sitznachbar berichtet indes von mittleren Erfolgen mit einem Fondsklassiker eines deutschen Vermögensverwalters.
Abgesehen davon, dass wahrscheinlich beide Personen lieber von ihren Erfolgen berichten – Menschen neigen dazu, sich an positive Erfahrungen stärker zu erinnern als an negative ‒, haben sie gemeinsam, dass sie mit ihren Investitionen gut abschneiden möchten. Am liebsten besser als der breite Aktienmarkt oder ein Index wie dem DAX oder dem MSCI World.
Das allerdings funktioniert nur in den seltensten Fällen wirklich nachhaltig. Zahlreiche wissenschaftliche Studien stellen dem aktiven Privatanleger ein ernüchterndes Zeugnis aus. Die Forschungserbnisse zeigen, dass der tatsächliche Anlageerfolg von Privatanlegern deutlich unter der Marktrendite liegt und veröffentlichte Fondsrenditen viel höher sind als die Renditen, die Anleger in diesen Fonds tatsächlich vereinnahmen.
Aktive Anleger liegen unter der Markt-Rendite
Bei den Renditen, die wir täglich in Portalen und Medien sehen, handelt es sich nämlich nicht um die sogenannten Anleger-, sondern die Marktrenditen. Letztere unterstellen, dass nach einer Anfangsinvestition finanzielle Mittel weder zu, noch abgeführt werden. Ein solches Buy-and-Hold-Portfolio wird aber nur von wenigen Investoren tatsächlich konsequent praktiziert.
Realistischerweise finden auch während der Haltedauer eines Investments Transaktionen statt, etwa in Form von Nachkäufen oder Teilverkäufen. Da diese zu unterschiedlichen Zeitpunkten und damit Kursen erfolgen, beeinflussen sie maßgeblich die Rendite und müssen folglich berücksichtigt werden. Das Ergebnis sind die Anlegerrenditen, die einen besseren Überblick über die tatsächlichen Gegebenheiten eröffnen.
Vergleicht man nun die Anlage- mit den Marktrenditen, fallen erhebliche Differenzen auf. Die Dalbar Inc. führt seit den 1990er Jahren eine jährliche Analyse zur Performance von Privatanlegern im Vergleich zu Marktindizes durch. Ihre „Quantitative Analysis of Investor Behavior“ (QAIB) zeigt, dass der durchschnittliche Aktienfondsanleger in den letzten 20 Jahren oft nur 3-4 % Rendite pro Jahr erzielte, während der S&P 500 im gleichen Zeitraum etwa 7-8 % erreichte.
Laut einer Studie des amerikanischen Finanzprofessors Ilia Dichev betragen die Lücken in den Jahren zwischen 1973 und 2004 exemplarisch für den deutschen, den französischen und den japanischen Aktienmarkt 0,7 % p.a., 2,9 % p.a. beziehungsweise 2,6 % p.a. Das Individuum unterliegt in diesen Fällen der Masse. Andere Auswertungen verweisen auf einen ähnlichen Effekt. Das Researchhaus Morningstar gibt den Unterschied mit 1,5 % Rendite im Jahr als etwas geringer an. Rechnet man das Renditedelta über viele Jahre mitsamt Zinseszins in die Zukunft, ist das Endergebnis von Privatanlegern allerdings eklatant schlechter als der Markt.
Das alles führt zur Frage, weshalb private Investoren nicht in der Lage sind, mit dem Markt Schritt zu halten? Darauf gibt es mehrere Antworten, deren Ursprünge vor allem in der Behavioral Finance zu finden sind.
Anleger tappen häufig in psychologische Fallen
Stellen Sie sich einmal folgende Frage: Fühlen Sie sich mit dem Kauf einer Aktie wohler, die innerhalb des letzten Jahres 20 % an Wert verloren hat oder würden Sie lieber die Alternative wählen, die im selben Zeitraum 20 % an Wert gewonnen hat? Entscheiden Sie sich für letzteres, ergeht es Ihnen wie vielen anderen Marktteilnehmern. Gleichzeitig lässt sich hieran ein weit verbreitetes Verhaltensmuster erkennen – die Gegenwartsverzerrung.
Bei der Gegenwartsverzerrung fokussieren sich Anleger auf die Performance der Vergangenheit und schreiben diese in die Zukunft fort. Dabei wird ausgeblendet, dass die zurückliegenden Resultate kein verlässlicher Schätzer sind. Dieses im Fachjargon auch als Kurzfristdenken bezeichnete Vorgehen führt dazu, dass Transaktionen oft zu den ungünstigsten Zeitpunkten vorgenommen werden. Aktien werden gekauft, bevor ein starker Abschwung folgt und verkauft, ehe eine nachhaltige Erholung eintritt.
Die Gegenwartsverzerrung ist allerdings längst nicht die einzige Falle, vor der sich Anleger hüten sollten. Eine große Rolle spielt auch die Verlustaversion. Sie ist damit zu erklären, dass Verluste an der Börse als doppelt so schmerzhaft empfunden werden als die Freude über äquivalente Gewinne. Infolgedessen steigen viele Investoren bereits bei den ersten Anzeichen eines Rückgangs aus dem Markt aus, verpassen im Gegenzug aber dessen Erholung und die damit verbundenen Gewinne.
Welche Fehler sonst noch entscheidend sind
In der Vergangenheit war des Öfteren zu beobachten, wie einzelne Wertpapiere übermäßig gelobt oder niedergemacht wurden. Rationale Argumente lagen dem ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr zugrunde. Der Herdentrieb kann dennoch für immer höhere oder niedrigere Bewertungen sorgen. Er resultiert daraus, dass Anleger weder Chancen verpassen noch vermeintliche Gefahren eingehen möchten und ihr Verhalten entsprechend ausrichten.
Die mangelhafte Performance vieler Privatanleger lässt sich zu großen Teilen auch auf Selbstüberschätzung zurückführen. Die eigenen Kenntnisse und Kompetenzen hinsichtlich der Geldanlage werden dabei als besser erachtet als sie tatsächlich sind. Daraus folgen mitunter spekulative Investments, die nicht der Risikoneigung des Anlegers entsprechen sowie Markt-Timing-Versuche, die in den allermeisten Fällen in Misserfolgen münden.
Nicht zuletzt spielt auch das Thema Kosten eine große Rolle. Bei jeder Bewegung im Depot fallen Transaktionskosten an, die durch eine Überrendite gegenüber einer Buy & Hold Investition kompensiert werden müssen.
Als Investor mit all diesen Fehlern und Fallen allein zurechtzukommen, wird schwierig. Der richtige Berater an der Seite kann da unterstützen, um die Rendite deutlich anzuheben. Wie aber funktioniert das?
Das kann ein Vermögensberater leisten
Wir erleben häufig, dass sich Menschen an uns wenden, die mit ihrem eigenen oder dem Anlageerfolg ihrer Bank nicht zufrieden sind. In diesen Fällen stellen wir immer die Frage: „Welche Anlagestrategie oder Investmentphilosophie liegt denn Ihrem Portfolio zugrunde?“. In der Regel kann diese Frage nicht beantwortet werden. Viel zu oft lassen sich Anleger von Modetrends an der Börse leiten und vergessen dabei ihre eigenen Prinzipien – zulasten des Erfolgs. Die meisten Depots stellen eine wilde Mischung aus allerlei (emotionalen) Anlageentscheidungen der letzten 10 Jahre dar: Dividendenaktien, Mischfonds, Trendthemen mit teils abenteuerlichen Gewichtungen.
Das konsequente Befolgen einer klaren Investmentphilosophie und Anlagestrategie sehen wir als zentralen Erfolgstreiber einer Anlage. Die Konstruktion und die laufende Verwaltung der von uns betreuten Depots folgen deshalb einem eindeutigen Investmentansatz sowie nachvollziehbaren, unabhängigen und verständlichen Kriterien und Prozessen. Durch Eigenrecherche und empirische Erkenntnisse der Kapitalmarktforschung arbeiten wir stetig daran, unseren Investmentansatz inkrementell zu verbessern.
Dieses systematische Verhalten soll in erster Linie dazu dienen, Fehlentscheidungen zu vermeiden. Denn die Dokumentation und das Befolgen von Entscheidungskriterien helfen, emotionales Handeln in Krisen- und Stresssituationen zu vermeiden. Da auch wir als Berater und Verwalter nicht vor emotionalen Fehlentscheidungen gefeit sind, setzen wir viele Strategien regelbasiert (z.B. halbjährliches Rebalancing oder quotale Zuzahlungen gemäß Allokation) um.
In unserer Rolle als Berater streben wir aber auch danach, dass unsere Kunden die Strategie und die Regeln hinter Ihrer Anlage verinnerlichen. Denn sie geben wertvolle Orientierung, wenn verschiedene Marktszenarien viele Gefühle bei Kunden auslösen. Dabei kommunizieren wir nach Möglichkeit schon vor einem Marktabschwung, welche Schwellenwerte oder Situationen eine Veränderung der Anlagestrategie auslösen sollten und welche nicht.
Unser Ziel ist es nicht, die Emotionen unserer Anleger zu eliminieren – der homo oeconomicus existiert an der Börse nicht. Vielmehr geht es darum, die Ängste, Sorgen und sonstigen emotionalen Fallstricke zu kennen und eine dafür geeignete Anlageallokation abzuleiten und diese langfristig beizubehalten.