Im Angesicht der aktuellen geopolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen erlebten die Kapitalmärkte in den letzten Wochen eine zunehmende Verunsicherung von Anlegern. Als treibende Faktoren wurden insbesondere die bevorstehenden US-Wahlen, der anhaltende Ukrainekrieg und die Furcht vor einer Eskalation im Nahostkonflikt in den Medien verantwortlich gemacht.
Tatsächlich wurde Anfang August 2024 eine deutliche Korrektur an den Aktienmärkten Realität. Der bekannteste Aktienindex MSCI World verlor in der Spitze bis zu 8 %, der japanische Leitindex Nikkei 225 brach innerhalb eines Tages um mehr als 12 % ein – der größte Tagesverlust seit 1987. In den Folgetagen gab es dann eine kleine Gegenbewegung.
Wie so häufig an der Börse liegen die Gründe für die Einschnitte am Aktienmarkt nicht in den bereits bekannten Unsicherheitsfaktoren. Diese sind bereits in den Kursen eingepreist. Die Frage ist also, welche neuen Faktoren zum großen Ausverkauf geführt haben. Ein Potpourri verschiedener Aspekte scheint am wahrscheinlichsten.
Zum einen hatte der unerwartet schwache US-Arbeitsmarktbericht für Juli Ängste vor einer bevorstehenden US-Rezession geschürt. Diese wird zwar schon seit über zwei Jahren, beispielsweise durch eine inverse Zinskurve erwartet. Dass die US-Notenbank FED trotz der schwachen Zahlen nun doch erst im September die Zinsen senken will, halten viele Marktteilnehmer für verspätet.
Im Gegenzug hatte die Bank of Japan überraschend die Zinsen angehoben. Diese Entscheidung führte zur Auflösung von Yen-Carry-Trades. Investoren, die sich günstig in Japan verschuldet hatten, um das Geld in US-Titel zu investieren, waren gezwungen, ihre Positionen zu liquidieren, was erhebliche Verluste und einen Ausverkauf an den japanischen Börsen auslöste.
Zudem wurde bekannt, dass sich Starinvestor Warren Buffet jüngst von der Hälfte seiner Apple-Aktien im Wert von über 75 Mrd. US-Dollar getrennt hat. Sein Mistrauen in den US-Technologieriesen bremste die Euphorie im Tech-Sektor deutlich. Die „Glorreichen-Sieben“ US-Giganten hatten angefeuert rund um die Erwartungen in die Künstliche Intelligenz bisher hohe Gewinne verzeichnet.
Wie reagieren wir als Vermögensverwalter?
Als Vermögensverwalter und -berater werden wir von unseren Kunden häufig gefragt, ob und wie wir Depots aufgrund der vielen Unsicherheitsfaktoren neu aufstellen. Kunden, die uns noch nicht so lange kennen, reagieren auf unsere Antwort manchmal enttäuscht. Sie lautet meist: „Gar nicht – oder nur im Rahmen unseres laufenden Risikomanagements.“
Um eines klarzustellen: Der Schutz von Kundengeldern, also die Vermeidung großer Verluste durch ein effektives Risikomanagement, ist unser höchstes Ziel. Wir maßen uns aber nicht an, Krisen wie die Corona-Pandemie oder den Ukraine-Krieg vorherzusagen bzw. zu prognostizieren, wie schnell die Wirtschaft sich davon zu erholen vermag.
Unsere Anlagepolitik ist vielmehr darauf ausgelegt, auf Krisen vorbereitet zu sein. Das heißt, Verluste in dem Maße zu begrenzen, dass Sie im Rahmen einer vorher mit dem Kunden abgestimmten und erwartbaren Schwankungsbades liegen.
Wir wollen also bewusst nicht reaktiv und unter Stress in gängige Anlagefehler tappen, wie beispielsweise nach einer Krise zu verkaufen zu müssen und eine Gegenbewegung zu verpassen. Vielmehr verlassen wir uns auf bewährte Prinzipien und vorausschauende Planung, die es uns ermöglicht, auf mögliche Stressereignisse optimal vorbereitet zu sein.
- Diversifikation: Wir diversifizieren die Portfolios unserer Kunden in der Regel extrem breit und verteilen das Risiko auf verschiedene Anlageklassen, Sektoren und Regionen. Die Korrelationseffekte zwischen den Anlageklassen reduzieren die Abhängigkeit von einzelnen Märkten und schützen vor kurzfristigen Schwankungen.
- Globales Vorgehen: Wir setzen bewusst auf die komplette Weltwirtschaft, die im Durchschnitt auch in Krisenzeiten stabile Erträge erwirtschaften kann. Dies gibt uns die Sicherheit, dass Ihre Investitionen auch in schwierigen Marktphasen Bestand haben.
- Langfristige Perspektive: Unser Investmentansatz ist langfristig ausgerichtet. Kurzfristige Markteinbrüche sehen wir als Teil des Investitionsprozesses und nicht als Grund zur Panik. Historisch gesehen haben sich die Märkte nach Krisen immer wieder erholt und langfristig positive Renditen erzielt.
- Risikokontrolle: Wir rebalancieren Portfolios regelmäßig, um ein statisches Chance-Risiko-Verhältnis zu gewährleisten. Es zwingt zu einer disziplinierten Anlagestrategie, realisiert Gewinne, begrenzt Verluste und erhält die Diversifikation. Dadurch können Anleger langfristig stabilere und nachhaltigere Renditen erzielen.
So ist unsere Strategie darauf ausgelegt, auch in herausfordernden Zeiten Stabilität und Wachstum zu gewährleisten. Wir halten es für äußerst wichtig, schon vor einer Krise einen genauen Plan zu haben, wie wir mit einer kommenden Krise umgehen werden.
Je nach finanzieller und emotionaler Risikotragfähigkeit unserer Kunden werden wir die Anlagen so strukturieren, dass die bewusst in Kauf genommenen Schwankungen vertretbar sind. Portfolios sind kontrollierbar, Märkte nicht.