12. Dezember 2024

Vorabpauschale | Das sollten Anleger wissen

Was ist die Vorabpauschale?

Wie bereits in 2023 ist auch im Jahr 2024 der Basiszinssatz wieder deutlich im positiven Bereich. Wir erklären, was es mit der Vorabpauschale auf sich hat, und zeigen anhand einer konkreten Beispielkalkulation, wie die Anfang 2025 ggf. zu zahlende Vorabpauschale für das Jahr 2024 berechnet wird.

Seit 2018 haben Anleger von Investmentfonds während der Haltedauer der Anteile grundsätzlich nur die tatsächlichen Ausschüttungen zu versteuern. Häufig werden die Erträge jedoch auch ganz oder teilweise thesauriert. Der Gesetzgeber möchte auch bei nicht ausschüttenden (thesaurierenden) und teilausschüttenden Fonds sicherstellen, dass der Anleger einen Mindestbetrag versteuern muss. Deshalb müssen Investoren in diesen Fällen eine sog. Vorabpauschale versteuern.

Die Vorabpauschale ist somit eine vorweggenommene Besteuerung künftiger Wertsteigerungen. Die Höhe der Steuer orientiert sich dabei nicht an den tatsächlich angefallenen Gewinnen, sondern berechnet sich anhand einer bestimmten Formel.

Wann fällt die Vorabpauschale an?

Quelle: das investment

Wie wird die Vorabpauschale berechnet?

Die Vorabpauschale beträgt 70% des jährlichen Basiszinses der Bundesbank multipliziert mit dem Wert des Fondsanteils zum Jahresbeginn (sog. Basisertrag) abzüglich Ausschüttungen. Folglich ein Beispiel für einen Aktienfonds:

70 % x Basiszins x Fondswert Jahresanfang – Ausschüttung = Basisertrag
70 % x 2,29 % x 10.000 € – 0 € = 160,30 € (1,603%)

Basisertrag x Teilfreistellung = vorläufige Vorabpauschale
160,30 € x 70 % (Teilfreistellung) = 112,21 € (1,122 %)

Die Gesetzesänderung aus dem Jahr 2018 löste die Verrechnungsmöglichkeit ausländischer Quellensteuer ab. Die Teilfreistellung wurde 2018 eingeführt, um eine Doppelbesteuerung zu verhindern. Die Teilfreistellung bewirkt, dass nicht die gesamte Vorabpauschale zu versteuern ist, sondern nur ein Teil davon.

Wie hoch diese ist, hängt von der Art des Fonds ab. So beträgt der Prozentsatz der Teilfreistellung, also der steuerfreie Anteil, bei Aktienfonds 30%, bei Mischfonds 15%, bei Immobilienfonds 60% bzw. 80% und ansonsten 0% bei z.B. Geldmarkt- und Rentenfonds.

Die unterschiedlichen Höhen der Teilfreistellung sollen die unterschiedlichen Belastungen auf der Fondsebene berücksichtigen.

Nun wird geprüft, welchen Wertzuwachs der Fonds im Kalenderjahr aufweist.

Beispiel A: Wertzuwachs 10% vom 01.01.24 – 31.12.2024
1.000 € Wertzuwachs * 70% (Teilfreistellung) = 700 € vorläufige Vorabpauschale

Beispiel B: Wertzuwachs 1% vom 01.01.24 – 31.12.2024
100 € Wertzuwachs * 70% (Teilfreistellung) = 70 € vorläufige Vorabpauschale

Ist die Wertentwicklung des Fonds im letzten Jahr negativ, wird keine Vorabpauschale erhoben.

Die Ergebnisse werden mit der obigen Rechnung verglichen. Das niedrigere der beiden Ergebnisse stellt die endgültige Vorabpauschale dar. In unserem Beispiel A beträgt die endgültige Vorabpauschale somit 112,21 €. Im Beispiel B 70 €.

Die Steuer auf die Vorabpauschale, die tatsächlich belastet wird, berechnet sich dann wie folgt:

Basisertrag x Abgeltungssteuer (+ Kirchenst. + Soli) = Steuer auf Vorabpauschale
112,21 € x 26,375% = 29,60 € (0,296%)

Kann man die Vorabpauschale auch grob schätzen?

In Depots mit mehreren verschiedenen Fondsgattungen und Wertentwicklungen ist die genaue Berechnung der Vorabpauschale extrem aufwändig! Als Faustregel kann man sich merken, dass z.B. bei einem thesaurierenden Mischfonds mit einem Wert von 50.000 Euro ein Steuerabzug von rund 180 Euro vorgenommen wird. Je nach Aktienquote des Fonds und möglicher Kirchensteuerpflicht des Anlegers bewegt sich dieser Betrag zwischen 148 Euro und 212 Euro oder anders formuliert bei rund 0,5%.

Wie wird die Vorabpauschale belastet?

Die Berechnung der Vorabpauschale erfolgt rückwirkend. Die Belastung Anfang Januar erfolgt also auf Basis der Zahlen aus dem Vorjahr. Wenn kein ausreichender Freistellungsauftrag oder Verlustverrechnungstopf vorliegt, wird der Steuerabzug, je nach Bank, durch Anteilsverkauf oder Kontoabbuchung erfolgen. Die vorab gezahlte Steuer ist nicht verloren, sondern wird bei einem späteren Fondsverkauf steuermindernd berücksichtigt.

Was muss ich als Anleger beachten?

Ein Freistellungsauftrag in voller Höhe ist dringend zu empfehlen. Er kann die Buchung am Jahresanfang vermeiden. Auch der Verkauf und die Wiederanlage von Verlustpositionen aus dem Jahr 2023 kann im Einzelfall Sinn ergeben, um den Verlustverrechnungstopf zu füllen.

Die Berechnung und Belastung der Vorabpauschale erfolgt durch die Depotstelle, sofern sich das Depot im Inland befindet. Wird die anfallende Steuer durch Anteilsverkauf bezahlt, ist nichts zu unternehmen. Dies ist bei den meisten Fondsbanken der Fall (FNZ, FoDB). Erfolgt die Belastung allerdings von dem Verrechnungs- oder Referenzkonto ist es wichtig, dass eine ausreichende Deckung vorhanden ist (FFB, DAB).

Bei einem Depot im Ausland erfolgt keine Berechnung der Vorabpauschale bzw. kein direkter Steuerabzug. Anleger müssen die anfallende Steuer im Rahmen der Einkommensteuererklärung dem Finanzamt anzeigen. Die meisten ausländischen Depotstellen stellen deutschen Anlegern aber entsprechende Steuermitteilungen mit allen relevanten Daten zur Verfügung. Die Vorabpauschale gilt auch für steuerlich geschützte Altanteile.

Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung!

Wichtige Hinweise 

Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen sind Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Die Inhalte sind nach bestem Wissen und mit großer Sorgfalt erstellt, gleichwohl können wir die Korrektheit der Informationen nicht garantieren. Wir übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die aus der Verwendung der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen resultieren. Die hier enthaltenen Angaben basieren auf sorgfältig ausgewählten Quellen, die als zuverlässig gelten. Wir geben jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben. Hierin zum Ausdruck gebrachte Meinungen geben unsere derzeitige Ansicht wieder und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Anlagemöglichkeiten, die hier dargestellt werden, sind je nach Anlageziel und Finanzlage nicht für jeden Anleger geeignet. Die hier bereitgestellten Angaben dienen nur allgemeinen Informationszwecken. Der Zweck dieses Dokuments ist die Unterstützung der Diskussion mit Der Finanz Berater über die Anlagemöglichkeiten, die unseren Kunden zur Verfügung stehen. Sie stellen weder eine Anlageberatung noch ein Angebot, eine Empfehlung oder eine Aufforderung zum Treffen von Anlageentscheidungen nach dem Wertpapierhandelsgesetz dar. Investitionen in Wertpapiere, Investmentfonds, Immobilien und Rohstoffe bergen hohe Verlustrisiken, bis hin zum Totalverlust. Alle Rechte bei Der Finanz Berater – Artur Wunderle Vermögensbetreuungs GmbH, Hauptstraße 8b, 82319 Starnberg. 

Weitere Artikel

Wie sollte ich als Anleger auf die Zoll-Kapriolen reagieren?

Die Angst vor der erratischen US-Zollpolitik hat die Kapitalmärkte fest im Griff. Am 02. April...

Volatile Märkte, klare Prinzipien: So schützen Anleger ihr Vermögen

Die jüngsten Turbulenzen an den Kapitalmärkten werfen Fragen auf: Was bedeuten Trumps Zollschwenks wirklich für...

Nehmen Sie Kontakt auf