So manch ein Aktienanleger wird in den vergangenen Wochen einmal mehr als üblich auf das Kurstableau geblickt haben. Während in der Tageszeitung oder dem Lieblings-Börsenportal dabei auch mal wieder deutliche rote Zahlen hinter den Aktienindizes aufgeleuchtet haben, wandern die neidischen Blicke zusehend in die Rubrik „Edelmetalle“. Dort hat der Goldpreis zuletzt die Marke von 3.400 US-Dollar pro Unze geknackt.
Das Edelmetall knackte zuletzt ein Rekordhoch nach dem anderen, da Investoren angesichts der unsicheren US-Wirtschaftspolitik verstärkt in sichere Häfen flüchten. Auch die mittelfristigen Renditen von Gold sind kaum mehr zu ignorieren. Gold hat in den letzten 10 Jahren eine durchschnittliche jährliche Rendite (in Euro) von über 10 % zu verzeichnen. Ein durchschnittlicher Aktienfonds kam im selben Zeitraum nur auf ungefähr 6,5 % pro Jahr.
Immer mehr Kunden fragen uns deshalb nach unserer Meinung zum glänzenden Metall. Was ist da los? Brauche ich Gold in meiner Allokation? Wie investiere ich überhaupt? Und lohnt es sich, jetzt noch einzusteigen? Wir nehmen die aktuelle Rallye zum Anlass, einzuordnen, ob und wie Gold einen Mehrwert in der Vermögensallokation von Investoren schaffen kann.
Gold ist kein gutes Investment.
Gold erwirtschaftet keinen laufenden Ertrag. Unternehmen hingegen müssen für ihre Aktionäre langfristig Gewinne einfahren, die sie dann über Dividenden oder Kurssteigerungen an die Eigenkapitalgeber zurückgeben. Verleiht man Geld, erhält man als Anleihe-Investor eine risikogerechte Verzinsung. Für eine vermietete Immobilie erhält man einen Mietzins. In diesen Fällen wird man als Investor qua Natur durch Zahlungsströme für das eingegangene Risiko entlohnt.
Nicht so bei Gold. Das Edelmetall ist in dieser Hinsicht ein „totes“ Wirtschaftsgut und als klassisches Investment damit denkbar ungeeignet. Sein Preis bestimmt sich rein aus Angebot und Nachfrage – und die Nachfrage steigt. Jüngst traten neben dem Schmuckgewerbe und der Industrie vor allem internationale Notenbanken als Käufer in Erscheinung, bestätigt der Branchenverband World Gold Council. Ziel der Währungshüter ist es, die Abhängigkeit von fremden Währungen und Staaten – allen voran dem US-Dollar – zu reduzieren. Doch auch institutionelle und private Investoren kaufen verstärkt.
Dieses schwankende Vertrauen in seine Unabhängigkeit von Banken oder anderen Institutionen bestimmt den Wert des Goldes. Der Goldpreis entsteht durch das Vertrauen und die Anerkennung der Menschen in seinen Wert. Gold ist letztlich eine seit Jahrtausenden bestehende Übereinkunft: Menschen auf der ganzen Welt haben sich darauf verständigt, diesem Metall Wert beizumessen – und vertrauen darauf, dass dies auch künftig so bleiben wird. Genau diese mythische Qualität macht Gold zu einem sinnvollen Bestandteil Ihrer Vermögensstruktur!
Die „Faszination Gold“ ist ein gutes Investment.
Denn das Vertrauen der Anlagen macht Gold zu einem sogenannten „Sicherer-Hafen-Investment“ (engl. Safe Haven Asset), welches in Krisenzeiten oder bei starken Marktschwankungen seinen Wert behält oder sogar an Wert gewinnt. Anleger flüchten sich in solche Investments, um Verluste zu vermeiden, wenn unsichere wirtschaftliche, politische oder finanzielle Bedingungen herrschen. Vergleichen kann man es mit einer Brandschutzversicherung: Man hofft, sie nie zu benötigen, aber sie gibt Sicherheit für den Ernstfall. Insbesondere bei Währungsreformen oder Vertrauenskrisen bewährt sich Gold als stabile Absicherung.
Gold ist damit ein erprobter Diversifikator und leistet einen wertvollen Strategiebeitrag im Portfolio. In einem ausgewogenen Depot kann Gold als Ergänzung und Absicherung gegen systemische Risiken dienen. Da im Voraus nicht vorhersehbar ist, welches Marktszenario eintritt, sollte eine ausgewogene Anlagestrategie auch Positionen enthalten, die auf fundamentale Risiken ausgerichtet sind – dazu zählt insbesondere Gold. Wir halten deshalb bewusst eine Goldposition im Depot. Auch wenn einzelne Anlageklassen – wie Gold – über längere Zeiträume hinweg keinen sichtbaren Renditebeitrag leisten, erfüllen sie dennoch eine wichtige strategische Funktion innerhalb der Gesamtallokation.
Diese geringe Korrelation zu Aktien kann helfen, die Schwankungen eines Portfolios zu verringern. Eine kleine Beimischung von 5 bis höchstens 10 % Gold kann sinnvoll sein, um in turbulenten Zeiten besser schlafen zu können.
Gold Investments verleiten zu Fehlern!
Doch Achtung, bei der Obergrenze von 10 % sollte es auch bleiben! Wir erleben immer wieder, dass sich Menschen mit nahezu ihrem gesamten Vermögen in Gold flüchten. Oftmals aus Sorge vor Währungsreformen, mangelndem Vertrauen in das Bankensystem oder den Kapitalmarkt, welches zudem durch so manchen Crash-Propheten befeuert wird. Doch deren Versprechen, dass eine Monokultur in Gold Ihr Vermögen langfristig schützt, kann Sie teuer zu stehen kommen! Denn isoliert betrachtet ist das Edelmetall eine ausgesprochen riskante Anlage.
Zum einen ist die langfristige Schwankungsbreite des Goldpreises deutlich höher als ein breit gestreuter weltweiter Aktienindex. Zum anderen braucht Gold viel länger, um sich von Einbrüchen wieder zu erholen.
Ein Blick in die Geschichte zeigt: Nach dem Rekordhoch Anfang 1980 fiel der Goldpreis in Euro gerechnet fast zwei Jahrzehnte (!) lang und verlor dabei rund 50 bis 60 Prozent an Wert. Erst um die Jahrtausendwende erreichte Gold wieder einen Boden. Auch im jüngeren Verlauf erlebten Anleger schmerzhafte Rückschläge: Nach der Gold-Rallye bis 2011 dauerte es etwa sieben Jahre, bis der Goldpreis seinen damaligen Stand in Euro wieder erreichte. In dieser Phase büßte Gold zwischenzeitlich rund 30 bis 35 Prozent ein. Die Erholungsphasen eines gut gestreuten Aktienportfolios wirken dagegen wie ein Spaziergang im Park! Nach starken Einbrüchen (z. B. Dotcom-Blase, Finanzkrise 2008) brauchten Aktien im globalen Durchschnitt zwischen 2 und 7 Jahren, um neue Höchststände zu erreichen. Eine reine Gold-Allokation ist damit dem Untergang näher als der Rettung.
Wie setze ich Gold sinnvoll in meiner Vermögensstruktur ein?
Wer sich nach unserer Empfehlung, um die 3 bis 7 % Gold am Gesamtvermögen zu halten, richtet, stellt sich nun die Frage, wie man das Edelmetall sinnvoll investiert.
Wer die Versicherungscharakteristik von Gold ausschöpfen möchte, kommt an der physischen Verwahrung zu Hause nicht vorbei. Wenn die Welt Kopf steht, Krieg herrscht oder unser Wirtschaftssystem kriselt, brauchen Sie das Gold im Keller oder im eigenen Tresor. Am besten in kleiner Stückelung als „Goldschokolade“, Münzen oder kleinere Barren. Nur dann besteht die Möglichkeit, dass Sie Ihr Gold auch in etwas tauschen können, dass Sie im Ernstfall brauchen: Einen Sack Kartoffeln oder eine Treibstofffüllung. Sie haben keinen Tresor? Vergraben Sie das Gold im Garten oder Keller. Ein kleiner Tipp: Erzählen Sie mindestens ein oder zwei nahestehenden Personen, wo das Gold liegt, beziehungsweise dokumentieren Sie dies vertraulich im Testament. Wir kennen unschöne Fälle, in welchen das Versteck im Falle von Demenz oder plötzlichen Versterbens nie mehr gefunden wurde.
Wenn Sie hingegen – wie wir – den glättenden Charakter von Gold in Ihrem Portfolio schätzen und eher ein defensiv orientierter Anleger sind, dann investieren Sie am besten in Wertpapiere, die mit physischem Gold hinterlegt sind. Sie sollten, wie z. B. die Zertifikate XETRA Gold oder Euwax-Gold II, das Recht besitzen, sich das Gold auch physisch ausliefern zu lassen. Der damit verbundene Steuervorteil – physisches Gold ist nach einjähriger Haltefrist steuerfrei – überwiegt die höheren Lager- und Versicherungskosten. Für Fondsanleger bieten sich auch geeignete Fondslösungen, die mit einer teilweisen physischen Hinterlegung arbeiten.
Brauchen Sie Gold um jeden Preis in Ihrer Vermögensstruktur? Nicht unbedingt! Wenn Sie einen langen Anlagehorizont haben, renditeorientiert anlegen und dem Kapitalmarkt vertrauen, kommen Sie auch ohne das Edelmetall aus. Beispielsweise setzen wir Gold in Depots für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die einen Anlagehorizont von über 30 Jahren haben, selten ein. Wenn Sie mit etwas Gold im Keller oder Portfolio und den damit verbundenen geringeren Schwankungen im Portfolio besser schlafen, mischen Sie Ihrem Vermögen 3 bis 7 % Gold bei. Wir können dieses in Ihrem Wertpapierdepot abbilden, Ihnen aber auch Barren und Münzen in physischer Form zu attraktiven Konditionen ausliefern lassen. Vermeiden Sie zuletzt aber eines: In den kommenden Wochen hektisch zu kaufen nur weil der Goldpreis eine euphorische Phase durchläuft!