Marktkommentar: Was bedeutet der Ukraine-Krieg für mein Portfolio?

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Der Ukraine-Krieg und die damit verbundeneren Schicksale machen uns alle sehr betroffen. Obwohl es in diesen Zeiten für viele Menschen deutlich wichtigere Dinge als die eigene Geldanlage gibt, möchten wir als Der Finanz Berater Stellung beziehen, wie wir die Einflüsse des Konflikts auf die globale Wirtschaft, die Kapitalmärkte und vor allem das eigene Depot sehen.

Zunächst einmal: Wie wirkt sich der Krieg auf die Märkte aus?

Ein Krieg schürt immer Verunsicherung an den Märkten. Vor allem institutionelle Investoren schichten dann von Aktien in risikoärmere Anlegeklassen, vorrangig Gold und Staatsanleihen, um. Seit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 gibt es deshalb starke Kursausschläge, also eine erhöhte Volatilität. Der große Kursrutsch bleibt allerdings aus. Die Leitzindizes zeigen sich seit Kriegsbeginn kaum verändert. Der US-amerikanische S&P 500 liegt 0,5 Prozent zurück, der DAX weißt ein Minus von 4,3 Prozent aus.

Allerdings ist die geopolitische Situation in der Ukraine nicht der einzige prägende Faktor für die vergangene und zukünftige Kursentwicklung. Der Krieg fällt indes in ein Umfeld, das schon von einigen Unsicherheiten geprägt war. Allen voran die steigenden Inflationsraten und die damit verbundene Erwartungen einer restriktiveren Geldpolitik der Notenbanken haben die Kurse in diesem Jahr belastet.

Die hohen Teuerungsraten und die entsprechend erwartete Reaktion der Zentralbanken prägen das Börsenumfeld primär (lesen Sie hierzu unseren Blogbeitrag). Der deutliche Preisanstieg bei Rohstoffen, Öl und Gas engt den Handlungsspielraum der Notenbanken weiter ein. Denn gegen steigende Energiepreise hilft auch keine Zinserhöhung. Die hohen (Energie-) Preise und die Sanktionen der westlichen Welt gegen Russland werden nicht spurlos an europäischen Unternehmen vorbei gehen. Der Einbruch der Handelsbeziehungen, und des Zahlungsverkehrs drückt die Gewinne – 2,1 Prozent des deutschen Außenhandels ging 2021 nach Russland. In den USA hingegen ist diese Abhängigkeit etwas geringer.

Ausschlaggebend für die weitere Kursentwicklung bleibt immer die fundamentale Gewinnsituation der Unternehmen. Zuletzt hatten viele Firmen angesichts einer Wiederbelebung der Weltwirtschaft nach der Pandemie und die Stabilisierung der Lieferketten positive Zahlen vorgelegt.

Der ungewisse Ausgang der Ukraine-Krise sowie der Wackelkurs der Zentralbanken wird die Börse weiter auf Trapp halten. Umso wichtiger ist es, sich auf das zu konzentrieren, was man kontrollieren kann und an den Grundsätzen des erfolgreichen Investierens festzuhalten.

Was sollten Anleger tun? Wir bleiben dabei: nichts!

Aus unserer Sicht ergibt sich für langfristig orientierte Investoren kein Druck, aufgrund des Konflikts eilig zu handeln. Wenn Anleger Ihre Anlagestrategie richtig auf die eigenen Vermögensverhältnisse, den richtigen Anlagehorizont sowie die persönliche Risikotragfähigkeit ausgerichtet haben, können sie am bisherigen Kurs festhalten. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  1. Der aktuelle Kurs an der Börse ist immer die bestmögliche Schätzung des Aktienpreises. Das heißt alle verfügbaren Informationen, Erwartungen und Szenarien – von einer Eskalation des Krieges bis zu baldigen Friedensgesprächen – sind in den Kursen bereits enthalten. Diese sog. Informationseffizienz der Börse ist einzigartig und bedingt die Unmöglichkeit über Prognosen künftiger Kursverläufe.
  2. Gut, dass es Diversifikation und Anleihen gibt. Es gehört zu den Grundlagen unser Anlagephilosophie ein Portfolio in einen risikoarmen (v.a. Anleihen) und risikoreichen Teil mit Aktien aufzustellen. Nachdem die Anleihen in den guten Marktphasen der letzten Jahre noch der Renditehemmschuh waren, haben sie nun geholfen die Verluste im Depot abzufedern.
  3. Auch auf der Aktienseite wirkt die Diversifikation über Länder, Branchen und Währungen. Das Russland-Exposure, also der Anteil russischer Unternehmen in einem global diversifizierten Portfolio ist sehr gering. In unserer vermögensverwaltenden Strategie Finfolio Balance (55% Aktien, 40% Anleihen, 5% Gold, 3% Cash) beträgt der Anteil aller russischen Aktien und Anleihen unter einem Prozent. Somit belastet auch ein Totalverlust von russischen Titeln ein Portfolio nur geringfügig.
  4. So tragisch militärische Auseinandersetzungen auch sind, geopolitische Konflikte haben die Aktienkurse in der Vergangenheit nicht langfristig belastet. Untersuchungen der Fondsgesellschaft Vanguard zeigen, dass geopolitische Ausverkäufe nur von kurzer Dauer sind. So verzeichnete der US-Aktienmarkt nach den Kriegsereignissen der letzten Jahrzehnte (u.a. Irak, arabischer Frühling, Ukraine 2014) eine durchschnittliche Rendite von plus fünf Prozent nur sechs Monate nach dem Ereignis. Ein Jahr später waren es schon 9 Prozent.
  5. Aktien bleiben langfristig gesehen die ertragreichste Anlageklasse. Ja, unruhige Phasen belasten die Märkte, aber genau diese Volatilität sorgt für die Rendite. Denn die langfristige Aktienrendite ist eine Risikoprämie und damit eine Art Schmerzensgeld für genau diese Schwankungen. Anleger, die diese Prämie vereinnahmen wollen, müssen also die mentale Stärke und Zeit mitbringen diese Schwankungen auszusitzen.

Auch wir haben keine Glaskugel und wissen daher weder, wie sich der Ukraine Konflikt entwickelt, noch wo die Kurse im Sommer stehen. Wir wissen allerdings, dass eine diszipliniert umgesetzte Anlagestrategie in ein global diversifiziertes Portfolio langfristig erfolgreich ist. Behalten Sie gerade in diesen Krisensituationen die Stärke dabei zu bleiben – wir wissen es fällt schwer, aber es lohnt sich!

Fabian Wunderle, Redaktionsschluss: Freitag 12.03.2022

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