11. Juli 2025

Fremdwährungen absichern? Macht nur bedingt Sinn!

Beim Blick auf die Halbjahresentwicklung seines Depots dürften dem ein oder anderen Anleger in den letzten Tagen gewisse „Ungereimtheiten“ aufgefallen sein. Denn während zum Beispiel der amerikanische S&P 500 Index seit Jahresanfang mit knapp 5,5 % im Plus liegt, ist der Kurs eines europäischen ETFs auf den S&P 500 um rund 7 % gefallen. Ähnliche Ergebnisse sind bei den meisten Wertpapieren abzulesen, die nicht aus dem Euroraum kommen. Dies betrifft nicht nur Aktien, sondern auch Anleihen und Rohstoffe. So liegt der Goldpreis in US-Dollar in diesem Jahr mit 26 % im Plus. Für Euro-Anleger bleiben von diesem Zuwachs allerdings „nur“ rund 11%. 

Selten ist der Währungseffekt bei Anlagen so markant sichtbar wie in den letzten Monaten. Die Schwäche des US-Dollars, kostete deutsche Anleger im Jahr 2025 knapp 13 %. Wie immer, wenn der Kapitalmarkt in Extreme abdriftet, sind Anleger geneigt zu reagieren. Die naheliegendste Idee: Das Währungsrisiko von US-Anlagen über abgesicherte, also gehedgte, Produkte eliminieren.

Sie kennen unseren Ansatz: Bevor wir nun wild einen S&P500 ETF in sein abgesichertes Pendant tauschen, stellen wir uns die strategische Frage: Ist es klug Währungen kurz- oder langfristig abzusichern? Und wenn ja, wie mache ich das am schlausten? Darum geht es in der heutigen Ausgabe.

Prognosen sind unmöglich. Währungsprognosen sind unmöglicher.

Sie kennen unsere Meinung zu Kursprognosen – sie funktionieren nicht. Doch noch schwerer als Kurse von Aktien(-indiz es) vorherzusagen, ist es, die Entwicklung von Währungspaaren vorherzusagen.

Wohin die Reise beim US-Dollar in den nächsten Monaten geht, ist unmöglich seriös zu prognostizieren. Einerseits wird vom „Ende der Weltwährung“ geschrieben, andererseits hatten wir vor sechs Monaten noch nahezu die Parität erreicht, also einen Dollarkurs fast bei einem Euro.

Aktien, Anleihen, Immobilien, Waren und Dienstleistungen in den USA sind aus Euro-Sicht heute fast 20 % günstiger als zum Jahresbeginn. Dies kann durchaus dazu führen, dass Geldströme wieder in die USA gelenkt werden, was wiederum den US-Dollar stärken könnte. Doch die hohe Verschuldung der USA gepaart mit einer unsicheren Wirtschaftspolitik könnte Investoren weiter dazu bewegen, sich aus dem Dollar zurückzuziehen.

Währungsprognosen sind aus ökonomischer Sicht zum Scheitern verurteilt. Wechselkurse folgen keinem klaren Trend, sondern ähneln einem Random Walk – also einem Zufallsprozess ohne prognostizierbare Richtung. Ökonomische Theorien wie die Covered und Uncovered Interest Rate Parity sowie die Purchasing Power Parity legen nahe, dass Zins- und Inflationsunterschiede zwischen Ländern zwar kurzfristige Bewegungen erklären können, langfristig aber zu einem Ausgleich führen. Diese Mechanismen machen es nahezu unmöglich, systematisch von Wechselkursentwicklungen zu profitieren.

Hedging kostet Geld

Währungsrisiken lassen sich über Devisenterminkontrakte absichern, die meist eine Laufzeit von ein bis drei Monaten haben. Für längere Zeiträume müssen diese Kontrakte regelmäßig „gerollt“ werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Im Investmentfondsbereich gibt es spezielle Fondstranchen, die dauerhaft eine Währungsabsicherung (Hedging) haben.

Hedging kostet, weil es kein kostenloses Sicherheitsnetz gibt. Wer Währungsrisiken absichert, tauscht die unsichere zukünftige Kasse in eine heute planbare – aber eben zu einem Preis. Dieser Preis ergibt sich im Wesentlichen aus der Zinsdifferenz der beteiligten Währungen: Liegt der Zins im Zielwährungsraum (z. B. Euro) unter dem der Ursprungswährung (z. B. US-Dollar), muss der Investor die Differenz über den Forward-Markt bezahlen. Über lange Anlagezeiträume kumulieren sich diese Differenzen zu einem spürbaren Renditeabzug. In der Praxis bedeutet das: Wer etwa US-Aktien langfristig in Euro absichert, verzichtet auf mehrere Basispunkte bis ganze Prozentpunkte jährlich – und zwar ohne Aussicht auf Mehrwert. Hedging schützt also vor kurzfristiger Volatilität, frisst dafür aber langfristig reale Rendite – ein schlechter Tausch für disziplinierte, langfristig orientierte Anleger.

Die Kosten für das Hedging entsprechen dem Zinsunterschied zwischen den Währungsräumen – aktuell etwas über 2 % pro Jahr zwischen Dollar und Euro. Nach fünf Jahren kommen so rund 10 % zusammen.

Mittelfristig vernichtet Hedging Geld. Die folgende Grafik zeigt eindrucksvoll, warum dennoch in diesem Jahr währungsgesicherte Anlagen einen Mehrwert geboten hätten.

 
Entscheidend ist die längerfristige Betrachtung. Im September 2021 war der Dollar-Kurs mit 1,17 ungefähr auf dem gleichen Stand wie heute. Der Vergleich des S&P 500 Index mit einer währungsgesicherten Variante zeigt dennoch eine deutliche Abweichung im Ergebnis. Das hängt zum einen mit den angesprochenen Kosten zusammen und zum anderen mit dem Verlust-Aufhol-Effekt, der durch die Dollarstärke der letzten Jahre entstanden ist.

Hedging sollte im Portfolio strategisch eingesetzt werden.

Zu beachten ist, dass sich über lange Zeiträume Wechselkursschwankungen tendenziell ausgleichen. Langfristig wird durch die Kosten beim Hedging so häufig ein schlechteres Ergebnis erzielt. Wer aber bewusst das Währungsrisiko ausschließen möchte und bereit ist, dafür die Kosten in Kauf zu nehmen, bleibt es eine Option. Wir raten dazu, Anleihen, die als risikoärmerer Teil des Portfolios gehalten werden, in Euro zu kaufen oder Fremdwährungen abzusichern. Diese Titel dienen dazu, ein Portfolio bei fallenden Börsenkursen zu stabilisieren. In einer solchen Phase schwanken auch Währungen stark. Eine in einem solchen Umfeld wertvolle kleine einstellige positive Rendite sollte dann nicht durch eine zweistellige Währungschwankung in Mitleidenschaft gezogen werden.

Anders sieht es bei Sachwerten wie Aktien, Immobilien und Rohstoffen aus. Da Währungsschwankungen über ein verändertes Angebot-Nachfrage-Verhältnis mittelfristig ausgeglichen werden, halten wir ein zusätzliches Hedging für nicht sinnvoll.

Ein robustes Portfolio nutzt Währungsdiversifikation gezielt als Stabilitätsfaktor. Durch die Beimischung verschiedener Währungen streut man nicht nur länderspezifische Risiken, sondern profitiert auch von unterschiedlichen wirtschaftlichen Zyklen und Zinssituationen weltweit. Gleichzeitig gilt für europäische Anleger: Ein Grundgewicht in der Heimatwährung – also dem Euro – ist sinnvoll, da viele zukünftige Ausgaben eurobasiert sind. Dieses sogenannte „natürliche Hedging“ schützt vor unerwünschten Wechselkurseffekten bei der Entnahme und sichert die Kaufkraft im heimischen Währungsraum.

Redaktionsschluss: 10.07.2025

Wichtige Hinweise 

Weder vergangene Wertentwicklungen noch Prognosen sind Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Die Inhalte sind nach bestem Wissen und mit großer Sorgfalt erstellt, gleichwohl können wir die Korrektheit der Informationen nicht garantieren. Wir übernehmen keine Haftung für etwaige Schäden, die aus der Verwendung der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen resultieren. Die hier enthaltenen Angaben basieren auf sorgfältig ausgewählten Quellen, die als zuverlässig gelten. Wir geben jedoch keine Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben. Hierin zum Ausdruck gebrachte Meinungen geben unsere derzeitige Ansicht wieder und können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Anlagemöglichkeiten, die hier dargestellt werden, sind je nach Anlageziel und Finanzlage nicht für jeden Anleger geeignet. Die hier bereitgestellten Angaben dienen nur allgemeinen Informationszwecken. Der Zweck dieses Dokuments ist die Unterstützung der Diskussion mit Der Finanz Berater über die Anlagemöglichkeiten, die unseren Kunden zur Verfügung stehen. Sie stellen weder eine Anlageberatung noch ein Angebot, eine Empfehlung oder eine Aufforderung zum Treffen von Anlageentscheidungen nach dem Wertpapierhandelsgesetz dar. Investitionen in Wertpapiere, Investmentfonds, Immobilien und Rohstoffe bergen hohe Verlustrisiken, bis hin zum Totalverlust. Alle Rechte bei Der Finanz Berater – Artur Wunderle Vermögensbetreuungs GmbH, Hauptstraße 8b, 82319 Starnberg. 

Weitere Artikel

Große Risiken für Ihr Vermögen lauern abseits Ihres Portfolios

Erfolgreich zu investieren erfordert Disziplin und eine klare Strategie. Ein breit diversifiziertes, kostenoptimiertes Portfolio ist...

Die sieben Todsünden der Geldanlage – Teil 4

Nun kommen wir zur vierten Ausgabe und damit zum Ende unserer Serie. In den ersten...

Nehmen Sie Kontakt auf

Skip to content